Die Wildbiene

„Wildbiene“ ist ein breiter Begriff. Er suggeriert, dass Honigbienen domestiziert seien, was natürlich nicht den Tatsachen entspricht. Immer noch gibt es Regionen in denen Honigbienen ohne imkerliche Betreuung leben und überleben. Zu Wildbienen zählen alle Insekten der Familie Apoidea mit Ausnahme von Apis mellifera. Dazu gehören auch Hummeln, nicht aber Wespen und Hornissen.

Insgesamt existieren über 30.000 Wildbienenarten weltweit, die allerdings stark durch Klimawandel, Pestizide, Monokulturen und allgemein zurückgehenden Lebensraum gefährdet sind. Wenn vom „Bienensterben“ die Rede ist, so sind eher die Wildbienen gemeint. Die in Deutschland lebenden 585 vorkommenden Arten sind ebenfalls bedroht. Im Gegensatz zu den Hummeln handelt es sich bei den meisten Wildbienen um sogenannte Solitärbienen, die keine Staatengemeinschaften bilden. An Hummelarten gibt es in Deutschland 36 Stück, deren Anzahl pro Volk je nach Art etwa 30 bis 500 Individuen zählt. Ebenso wie bei Wespen und Hornissen – und im Gegensatz zu Honigbienen – überwintert nur die Königin, nicht das gesamte Volk.

Hummeln und Wildbienen sind für die Bestäubung von Blüten, insbesondere Kulturpflanzen unerlässlich. Die Honigbiene allein kann diese Leistung nicht erbringen. Hummeln können beispielsweise aufgrund ihres dichten Pelzes bei Außentemperaturen unter 10 Grad ausfliegen, während Honigbienen im Stock bleiben müssen. So werden Pflanzen bestäubt, die nur zu gewissen Zeiten oder gar Temperaturen blühen. Zudem haben Wildbienen teilweise längere Saugrüssel als Honigbienen, sodass diese auch ganz andere Pflanzen befliegen können, deren Nektar tiefer im Blütenkelch sitzt.

Hummeln und Wildbienen kann insbesondere dadurch geholfen werden, dass Blühwiesen und Behausungen für sie angelegt werden. Bei den sogenannten Indektenhotels ist jedoch auf eine ordentliche Verbauung zu achten. Die meisten Modelle aus Bauhäusern und anderen Geschäften sind meist kaum zu gebrauchen, da die Löcher zu unsauber geschnitten/gebohrt oder unnütze Bestandteile vorhanden sind. In den Onlineshops von Naturschutzorganisationen finden sich adäquate Modelle und auch sonst finden sich online zahlreiche brauchbare Anleitungen zum einfachen Selbstbau.

Übrigens: Das immer wieder auftauchende Argument, dass Honigbienenvölker für die Wildbienenpopulation schlecht seien, da diese in Konkurrenz zueinander stehen, ist so nicht zu halten. Oft wird versucht den „schwarzen Peter“ den Imkerinnen und Imkern zuzuschieben. Honigbienen und Wildbienen haben das gemeinsame Problem des Rückganges der Blütenvielfalt. Zu einer wirklichen Konkurrenz kann es nur kommen, wenn eine große Anzahl von Honigbienenvölkern auf engem Raum konzentriert sind. Dies ist dann aber auch ein Problem für die Völker untereinander. Die allermeisten Imkerinnen und Imker achten auch durch eigene Aussaat von Blumenwiesen auf eine Nahrungsversorgung von Wild- und Honigbienen.

Wussten Sie, dass

  • Hummeln durchaus stechen können?
  • Hummeln entgegen landläufiger Meinung sehr wohl nach den Gesetzen der Aerodynamik fliegen?
  • 2/3 aller Wildbienenarten im Boden nisten?
  • einige Wildbienen auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind?
  • es unter den Wildbienen sogenannte Kuckucksbienen gibt, die fremde Nester für ihre Brutaufzucht nutzen?
  • der jährliche Wert der Bestäubung durch Bienen und andere Insekten auf etwa 150 Milliarden US-Dollar weltweit geschätzt wird?