Bienen in der Staatskanzlei

In unmittelbarer Nähe eines der schönsten Barockensembles der Republik am Ludwigsplatz 14 in Saarbrücken stehen im Garten der Staatskanzlei des Saarlandes die Bienen, welche der Landesverband Saarländischer Imker e.V. für die Staatskanzlei betreuen darf.

Hier inmitten der Stadt finden die Bienen im Garten der Staatskanzlei selbst, aber auch auf Balkonen, Friedhöfen und angrenzenden Parkanlagen ein reichhaltiges Angebot an Pollen und Nektar. Im Innenhof der Staatskanzlei befindet sich ein kleiner Teich, an dem die Wasserholerinnen der 4 Völker gern gesehene Gäste sind.

Der Landesverband Saarländischer Imker e.V. betreut seit dem Jahr 2016 einen Schaukasten im Garten der Staatskanzlei. Im Jahr 2018 sind nun vier Wirtschaftsvölker hinzugekommen, die – umgeben von einem wunderschönen Beet mit ausgewählten Bienenweiden – im vergangenen Jahr den ersten „saarländischen Regierungshonig“ produziert haben. Die Imkerinnen und Imker danken der Landesregierung und Herrn Ministerpräsidenten Tobias Hans für das Bekenntnis zu Bienen und Imkerei, zu Natur und Insektenvielfalt, das durch dieses schöne Projekt dokumentiert wird.

An dieser Stelle soll über die Bienenvölker, ihre Entwicklung und ihre Betreuung berichtet werden. Erfreuen Sie sich an Bildern und Texten zu den Bienen am Ludwigplatz im Bienenjahr.

Betreut werden die Bienen von Andre Paulus. Neben seinen eigenen rund 20 Bienenvölkern, welche an verschiedenen Standorten in der Landeshauptstadt stehen, betreut er auch die Bienen im Garten der Staatskanzlei. Häufig stellt sich die Frage, ob die Bienen ausreichend Nektarquellen in der Stadt finden und ob sich nicht die „schlechte Luft“ negativ auf den Honig auswirkt.

In der Stadt finden die Bienen mehr als ausreichend Möglichkeiten Nektar zu sammeln. Der Vorteil gegenüber ländlichen Regionen ist, dass in der Stadt in der Regel eine größere Pflanzenvielfalt herrscht. So finden die Bienen auf Balkonen, Vorgärten, Friedhöfen, Verkehrsinseln etc. ein abwechslungsreiches Angebot vor. Für die Gesundheit der Bienen ist dies essentiell, da die verschiedenen Pflanzen zu unterschiedlichen Zeiten blühen und die Bienen somit auf der Suche nach ausreichend Nektar immer erfolgreich sein können. Des Weiteren profitieren die Bienenvölker von den höheren Temperaturen in der Stadt. Im Durchschnitt ist es in Städten zwei Grad wärmer als in Dörfern. Eine Belastung des Honigs durch Abgase findet entgegen vieler Erwartungen nicht statt. Anders sieht es jedoch bei Pestiziden aus. Diese lassen sich im Honig nachweisen. In der Stadt ist die Belastung von Spritzmitteln grundsätzlich deutlich geringer, sodass sich auch hier Vorteile für die Honigbiene im urbanen Lebensraum ergeben.

Das Bienenjahr beginnt mit dem Schlüpfen der sogenannten Winterbienen. Diese Bienen gehen nicht der klassischen Arbeit des Nektarsammelns nach. Bei kälteren Temperaturen formieren sich die Immen zu einer Traube und wärmen sich dabei gegenseitig. Im Zentrum dieser „Bienenkugel“ befindet sich die Königin, welche von ihren Untertanen gepflegt und gefüttert wird.

Nach den kalten Monaten fliegen die Bienen an den ersten milderen Frühlingstagen zu einem Reinigungsflug aus. Dabei wird der Stock aufgeräumt und die Kotblase entleert. Bis zu sechs Monaten haben sich zu diesem Zeitpunkt die Bienen im Stock aufgehalten, da ein Ausfliegen aufgrund der kalten Temperaturen nicht möglich gewesen sein kann.

Den Winter 2018 haben die vier Bienenvölker der Staatskanzlei allesamt gut überstanden. Die ersten Reinigungsflüge konnten bereits Anfang Februar beobachtet werden. Der Futtervorrat ist noch ausreichend gefüllt, sodass auch etwaige Schlechtwetterperioden sicher überstanden werden können.

Im Frühling wachsen die Völker sehr schnell auf bis zu 40.000 Insekten an. Ziel der Bienen ist es nun, genug Nektar und Pollen zu sammeln. Diesen benötigen sie als Futter und als Wintervorrat. Dem Nektar wird durch die Bienen Wasser entzogen und körpereigne Enzyme beigesetzt. So wird aus dem Nektar das, was wir Honig nennen. Der Imker gibt in dieser Zeit den Bienen ausreichend Raum, indem er die Bienenkästen vergrößert. So ist es den Bienen möglich Honig im Überfluss einzulagern. Ein Teil des Honigs wird bei der Honigernte entnommen. Den Bienen der Staatskanzlei konnten im Jahr 2018 40kg Honig entnommen werden. Dieser Honig wurde dem Ministerpräsidenten und den Mitarbeitern der Staatskanzlei übergeben.

Nach der Honigernte gilt das Augenmerk im Besonderen dem größten Feind der westeuropäischen Honigbiene, der Varroamilbe. Der in den 80er Jahren aus Asien eingeschleppte Parasit ist mitverantwortlich für das Sterben von Bienenvölkern. Diese Milbe schwächt die Biene so sehr, dass sie anfällig für Krankheiten wird und aufgrund dieser dann verstirbt. Somit ist es unerlässlich ganzjährig den Milbenbefall in Bienenvölkern zu kontrollieren und zu bekämpfen. Die Bienenvölker der Staatskanzlei waren im Jahr 2018 unterdurchschnittlich stark befallen, sodass die Behandlung der Bienenvölker entsprechend moderat ausfallen konnte. Eine Behandlung erfolgt im Wesentlichen durch das verdampfen organischer Säuren, welche der Bienen bei korrekter Dosierung nicht schaden, für die Milbe jedoch tödlich sind.

Weitere gesundheitliche Gefahren bestehen für die Honigbienen durch die amerikanische Faulbrut, auch Bienenpest genannt. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Brutkrankheit. Ist ein Bienenvolk von dieser Krankheit betroffen, hilft unter Umständen nur die Vernichtung des gesamten Bienenstandes. Aufgrund der Gefährlichkeit dieser Krankheit werden die Bienenvölker von einem Bienensachverständigen kontrolliert, um einen eventuellen Befall frühzeitig zu erkennen. Das Ergebnis wird durch Laboruntersuchungen von Futtervorräten der Bienen abschließend festgestellt.

Auch die Bienen der Staatskanzlei werden jährlich auf diese Weise kontrolliert. Das Risiko der Erkrankung von Bienenvölkern mit der Bienenpest kann durch verschiedene Faktoren reduziert werden. Der Imker achtet dabei darauf, dass die Bienen auf „hygienischen“ Waben sitzen. Dies bedeutet, dass alte Waben durch den Imker entfernt werden. Die Bienen bauen dann auf vom Imker gegebenen Vorrichtungen neue Waben aus.

Nachdem die Bienen erfolgreich gegen die Varroamilbe behandelt worden sind und der Imker Gewissheit hat, dass seine Bienen nicht anderweitig erkrankt sind, werden die Bienen auf den Winter vorbereitet. Die Kästen werden wieder verkleinert und die Bienenvölker werden nach Bedarf mit Zuckersirup gefüttert. Die Fluglöcher der Kästen werden mit einem Gitter versehen, um die Bienen bei niedrigen Temperaturen vor Mäusen zu schützen.

Das Jahr 2018 war für die Bienen insgesamt ein gutes Jahr. Nach einem extrem starken Nektarangebot im Frühling schwächte das Angebot im Sommer etwas ab. Auch der Befall durch Varroamilben war gut zu handhaben. Somit konnten die Bienen ungeschwächt in den Winter gehen und haben diesen auch gut überstanden.

Rechtschutz

Der Besucher des Gartens der Staatskanzlei des Saarlandes kann sich auch an einem Schaukasten über das Arbeiten der Bienen im Bienenvolk ein Bild machen. Dieser spezielle Kasten wird ab Mai mit einem kleinen Bienenvolk besetzt. Durch eine Glasscheibe können die Immen ungestört beobachtet werden.

Der Saarländische Rundfunk hat unseren Imker Andre Paulus an einem Arbeitstag bei den Bienen begleitet. Auch der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans, hat sich über seine fleißigen Untertanen vor Ort informiert.

Monatsbetrachtungen

Hier finden Sie kurze Impressionen und Texte zur Entwicklung der Saarlandbienen im Bienenjahr.