Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) ist nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier unseres Planeten. Ohne die Honigbiene und andere Bestäuber wären mancherlei Erträge auf den Feldern schwer denkbar. Im Gegensatz zu anderen Nutztieren sind Bienen allerdings keineswegs domestiziert. Die Abläufe im Bienenvolk bleiben bis auf wenige Eingriffe durch die Imkerin natürlich und können kaum so kontrolliert werden, wie dies bei anderen Nutztieren der Fall ist.
Honigbienen gehören zu den sozialen Insekten wie bspw. Hummeln, Wespen und Hornissen. Allerdings überwintern Honigbienen auch gemeinsam im Volk während bei den anderen drei „Verwandten“ nur die Königin den Winter überlebt.
Ein Bienenvolk besteht aus einer Königin, zehntausenden Arbeiterinnen und einigen tausend Drohnen. Die Königin ist für die Produktion der Nachkommen verantwortlich, während die Arbeiterinnen alle weiteren „Geschäfte“ in- und außerhalb des Stockes erledigen. Die Drohnen kommen nur in der Sommerzeit vor und dienen allein der Befruchtung von Jungköniginnen. Diese drei Bienenwesen werden zusammen mit dem Wabenwerk als „Einwesen Bien“ oder „Superorganismus Honigbiene“ bezeichnet. Jedes dieser Teile kann nicht auf Dauer ohne die anderen existieren.
Die Biene durchlebt über das Jahr verschiedene Entwicklungsphasen. Zunächst dehnt sich im Frühjahr das Brutnest rapide aus, neue Bienen schlüpfen und vergrößern so die Population innerhalb des Stockes. Auch die Drohnen werden ab März/April produziert. Ab Mai kommt das Volk in Schwarmstimmung. Dies bedeutet, dass der Bien sich auf die Teilung vorbereitet. Neue Königinnen werden in den sogenannten Weiselzellen ausgebrütet und die alte Königin fliegt mit der Hälfte des Volkes aus, um sich eine neue Behausung zu suchen. Der Rest verbleibt mit einer neuen Königin im Stock, kann aber unter Umständen noch einmal schwärmen. Den Rest des Sommers sammeln die Bienen Honigvorräte für den Winter, bis sie dann die Bruttätigkeit langsam einstellen und sich die Königin mit einigen tausend Winterbienen in Kugelform im Wintersitz zurückzieht. Im Frühjahr beginnt die Entwicklung dann von vorne.
Die Honigbiene gilt als eines der besterforschtesten Insekten, wobei sie Wissenschaftler und auch die Imkerschaft immer wieder mit neuen Erkenntnissen ins Staunen versetzt. Orientierung, Kommunikation sowie die kognitiven Fähigkeiten sind erstaunlich, zumal diese am besten im Verbund des Superorganismus funktionieren. Der Bienentanz ist dabei eine der bekanntesten Kommunikationsarten, die erstmals ausgiebig durch Karl von Frisch erforscht wurde. Damit erklären Sammlerinnen anderen Stockgenossinnen wo man in der Umgebung angemessene Futterstellen findet.
In den letzten Jahren hat sich das Bienensterben besonders ins öffentliche Bewusstsein gedrängt. Der Honigbiene geht es allerdings vergleichsweise gut. Weltweit steigen die Völkerzahlen, so auch in Deutschland. Zudem hat die Honigbiene die Imkerschaft, die sich um sie kümmert. Dennoch steht auch sie unter äußerem Druck. Klimawandel, eingeschleppte Parasiten, zurückgehende Blütenvielfalt und Agrargifte machen auch ihr zu schaffen. Die Stresstoleranz der Honigbienen ist sehr hoch und auch die Imkerschaft unternimmt das ihrige, um die Völkerzahlen und damit die Bestäubungsleistung zu erhalten. Wir müssen aber alle darauf achten, den Bogen nicht zu überspannen.