21.09.2020

Echter Deutscher Honig – Discountware?

 

Wiederholte Aktionsangebote zur Marke des Deutschen Imkerbundes (DIB) „Echter Deutscher Honig“ bei einem bekannten deutschen Discounter haben wiederholt für Unmut bei vielen Imker*innen in Deutschland und auch im Saarland geführt. In den letzten Jahren wurde dank guter Trachtperioden durchschnittlich mehr Honig produziert, was dieses begrenzte Sonderangebot erst möglich macht. Und noch immer wird mehr Honig nach Deutschland importiert als produziert. Wo liegt also das Problem?

Der folgende Text soll eine Handreichung an Imker*innen sowie interessierte und potenzielle Kund*innen sein, um ein Gefühl für die Preisgestaltung in der Imkerei zu gewinnen.

Das Problem

Eine oft geäußerte Befürchtung ist die nach einer Abwertung der Marke Echter Deutscher Honig. Der Honig im typischen Glas des Deutschen Imkerbundes mit entsprechendem Etikett darf nur verkaufen, wer durch eine Honigschulung zertifiziert wurde. Die beim Discounter und auch in anderen Lebensmittelgeschäften verkauften DIB-Gläser stammen in der Regel von Abfüllstellen, die direkt durch den DIB zertifiziert werden.

Von verschiedenen Seiten wurde nun Kritik geäußert, dass der Verkauf beim Discounter der Marke ein billig-Image gibt. Der von anderen Lebensmittelhändlern verkaufte DIB-Honig ist oft deutlich teurer als derjenige, welcher in den Sonderaktionen angeboten wird. Hier findet man aber des Öfteren auch DIB-Honig von lokalen Imkern. Die Herkunft – ob Abfüllstelle oder Privatimkerei – muss auf den Gläsern immer zweifelsfrei erkennbar sein.

Der durchschnittliche Honigpreis der lokalen Imkerei lag im Jahr 2019 bei etwa 5,30€ pro 500g, sowohl für den Bund, als auch für das Saarland. Einheitliche Händlerpreise von unter 5€ für DIB-Honig sind damit in gewisser Weise auch schädlich für regionale Imker*innen. Auf der anderen Seite können solche Sonderaktionen aber auch als Werbung dienen, da evtl. ein neuer Kundenkreis erschlossen werden kann. Es ist eine vielschichtige Thematik.

Die Herkunft des Honigs

Wer darauf Wert legt regionale Produkte zu kaufen, der sollte nur bei lokalen Imker*innen, am besten aus dem eigenen Ort bzw. der eigenen Stadt kaufen. Die Herkunft von „Supermarkthonig“ zu günstigen Preisen weit unter 5€, aber auch Bio-Honig ist oftmals nur schwer festzustellen. In der Regel findet man lediglich Bezeichnungen wie „Mischung von Honig aus EG- und Nicht-EG-Ländern“. Honig aus DIB-zertifizierten Abfüllstellen wird aus ganz Deutschland angekauft und ist damit nicht regional. Wer also die Region im Honigglas schmecken möchte, kauft bei der Imkerin und dem Imker vor Ort.

Was ist Honig wert?

Vor allem im Osten Deutschlands wird Honig noch zu Preisen von 4€ oder weniger verkauft. Während man noch bis in die 50er Jahre sein Einkommen durch die Bienenhaltung beträchtlich aufstocken konnte, nahm diese Tendenz stetig ab. Dies hatte mehrere Faktoren bedingt bspw. durch das Wirtschaftswunder und damit höhere Einkommen und andere Prioritäten, aber auch durch eine Abkopplung des Honigpreises vom Investitionsaufwand einer Imkerei. So entwickelte sich die Imkerei von einem lohnenden Nebenverdienst mehr und mehr zu einem Hobby.

Verschiedene Modellrechnungen zur Kalkulation des Honigpreises existieren, die von etwa 6€ bis 20€ und sogar mehreren hunderttausend Euro reichen, wenn man die Leistung von Honigbienen mit dem Mindestlohn verrechnet. Auch wenn letztere Rechnung eher scherzhaft zu verstehen ist, zeigt sie doch den Wert, den Honig haben sollte. Imker*innen müssen zu Beginn erst einmal einige hundert Euro in die eigene Imkerei investieren und auch die laufenden Kosten sollten einkalkuliert werden. Außerdem sollte der Preis nicht zu niedrig angesetzt werden, um ihn nicht jedes Jahr neu an die Inflation anpassen zu müssen. Auch für die Imkerei notwendige Verbrauchsgüter wie Mittelwandwachs und Varroabehandlungsmittel werden nicht billiger.

Letztlich ist der Honigpreis auch unter Imker*innen ein immer wieder kontrovers diskutiertes Thema. Einige befürchten ihren Honig bei Preisen über 5€ nicht los zu werden, aber insbesondere Anfänger*innen sind bereit mehr Geld für das 500g Glas zu verlangen. Die Erfahrung zeigt oft, dass Kund*innen den Wert des gelben Goldes zu schätzen wissen.

Wo bekomme ich Honig aus regionalen Imkereien?

Diese Frage ist nicht nur für Kund*innen interessant, da auch lokale Imkereien entsprechend auf sich Aufmerksam machen können. Zunächst ist es möglich die Augen nach Verkaufsschildern in der Nachbarschaft offen zu halten. „Honig aus eigener Imkerei“ ist ein Schild, das man des Öfteren an Gartenzäunen und Häusern sehen kann. Scheuen Sie sich nicht zu klingeln. So kommen Sie auch in direkten Kontakt mit der Erzeugerin. Alternativ können Sie auch beim lokalen Imkerverein anfragen oder den monatlichen Stammtisch besuchen. Interessierte sind dort immer willkommen. Informationen zu lokalen Vereinen finden Sie auf unserer Seite unter Kreisverbände. Immer mehr Imkereien verkaufen auch in lokalen Läden, was auf den Honigglasetiketten ersichtlich ist, oder Sie finden Verkaufsstände auf dem Wochenmarkt. Das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen bietet seit kurzem auch die Goldgelben Seiten an, in denen sich Imkereien eintragen und Kund*innen diese finden können.

Es gibt viele Möglichkeiten lokalen Honig zu erwerben und für Imker*innen viele Möglichkeiten Honig wirkmächtig zu vermarkten. Der LSI prüft aktuell, ob in Zukunft Kurse zur Honigvermarktung angeboten werden können.