24.12.2020

Das Bienenjahr fing gut an und hat an den meisten Standorten im Saarland auch einen guten Verlauf genommen. Überwiegend konnten wir uns über eine reiche Honigernte freuen und das trockene, warme Sommerwetter war auch der Entwicklung der Bienenvölker zuträglich. Sogar für die Varroabehandlung gab es in diesem Jahr an den meisten Standorten ausreichend gute Wetterabschnitte. Der normale bis eher geringe Varroadruck erlaubte es sogar teilweise, die Behandlungsstrategien entsprechend anzupassen.

Allerdings war das Bienenjahr 2020 auch ein Jahr der Viren. Und ich beziehe mich hier für den Moment nicht auf Covid. Schon vor und mit dem Beginn der Rapsblüte kamen bei mir viele Berichte über Vergiftungserscheinungen der Honigbienen an. Aber der Raps war für diese Erscheinungen (wieder) nicht verantwortlich {Bienenvergiftung gab es dieses Jahr ausschließlich als schändlichen Bienenfrevel in Saarwellingen, über den an anderer Stelle berichtet worden ist}. Die Bienenvölker erkranken schon seit einigen Jahren immer wieder und in zunehmender Anzahl an der Virenklasse der Paralyseviren (Akutes und Chronisches Bienenparalysevirus, ABPV Und CBPV respektive). Je nach Virenstamm, Zeitpunkt der Infektion und Vitalität der Königin können die Bienenvölker diese Krankheit selbst erfolgreich bekämpfen. In einigen Fällen sterben sie aber leider doch ab. Um die Völker zu schützen ist es während eines Befalls wichtig, den Totenfall im Volk und um das Volk herum regelmäßig zu beseitigen und in einer Tüte über den Graumüll oder direkt durch Verbrennen zu entsorgen. Nach Abheilen der Krankheit ist Austausch der Königin gefragt und die Erneuerung des Wabenmaterials sollte unbedingte Hygienemaßnahme sein. Auf dem Stand sollten die Völker einen Abstand zueinander haben, der den Bienenverflug klein hält, es sollten nicht zu viele Völker auf einem Stand stehen. Allgemeine Hygieneregeln sollten Standard sein: Völker mit Abstand zueinander, konsequente Waben- und Beutenhygiene, für die Völker junge Königinnen, ausreichende Einfütterung. Nicht zuletzt konsequente Varroabehandlung, um diesen Störfaktor aus den Völkern zu nehmen. CBPV scheint nicht varroabahängig zu sein, aber Varroabehandlung hilft dabei, das anrollende Black Queen Virus nicht hochkommen zu lassen und andere Viren wie das DWV (Krüppelflügelvirus) in Schach zu halten.

 

Bezogen auf Monitoring und Hygiene haben wir schon seit drei Jahren keinen Faulbrutausbruch im Saarland. Herde wurden konsequent und vorbildlich beseitigt, viele haben freiwillige Futterkranzproben zur Prävention gezogen. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und offen Denkende. So soll Miteinander aussehen!

 

Neben der CBPV-Welle hat uns dieses Jahr nun auch die Vespa velutina nigrithorax, die Asiatische Hornisse, offiziell erreicht. Sie ist sicherlich schon länger hier, aber dieses Jahr ist sie an einigen Stellen im Saarland aufgefallen. Sie gehört als Hornisse zu den Faltenwespen, die uns an den Bienen schon seit einigen Jahren vermehrt lästig auffallen. Das erwärmte Klima erlaubt nicht nur den Insekten, die wir lieben, ein gutes Leben. Wobei ich mich hier als Wespenliebhaberin bekenne. Wespen stehen nicht umsonst unter besonderem Schutz. Als Naturpolizei haben sie diesen Schutz unbedingt verdient und weil sie Nektar als Flugbenzin brauchen, nehmen sie durchaus auch an Bestäubungen nektarproduzierender Pflanzen teil. Weil sie Raupen und Blattläuse als Fleischversorgung für die Larvenaufzucht brauchen tragen sie zum Pflanzenschutz bei. Dass sich einige wenige Arten auch an den Bienenvölkern bedienen hilft uns indirekt auch, sie erziehen uns zu konsequenter Betriebsweise: Starke, vitale Völker werden von Wespen nicht geschädigt. Da Wespen erst später im Jahr in lästiger Anzahl erscheinen, sollte das für Imker heißen, die Ableger so früh wie es bienengesund ist zu machen und nur starke Völker im Spätsommer/Herbst mit in den Winter zu nehmen.
Eine Erweiterung des Wespenspektrums ist nun die Asiatische Hornisse, die als invasives Neozoon eingestuft wurde und damit meldepflichtig ist (siehe Bildtafel mit Quellverweis). Wenn wir sie an den Bienen jagen sehen, muss das Vorkommen an das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gemeldet werden. Ich zitiere aus der entsprechenden Rundmail vom 7. Oktober 2020, die vom Ministerium an die Vereinsvorstände und von mir an die BSV gegangen ist: „Nach den Vorgaben der VO (EU) 1143/2014 muss jedes Vorkommen schnellstmöglich gemeldet werden. Ansprechpartner für solche Nachweise sind die zuständigen Umweltbehörden. Daran sollte sich jeder beteiligen. Wir empfehlen vor allem den Imkern und Imkerverbänden hier umsichtig zu handeln. Die Asiatische Hornisse lässt sich gut von der heimischen Hornissenart unterscheiden. Sollten Sie Individuen der Asiatischen Hornisse sehen oder deren Nest, dann beteiligen Sie sich gerne an dem Monitoring, indem Sie ihre Fundmeldung direkt an die zuständige Umweltbehörde weitergeben.

Trotz dieser Unverwechselbarkeit sind in den letzten Jahren leider schon Nester der heimischen Hornisse zerstört und Königinnen unnötig getötet worden, weil man annahm, es seien Asiatische Hornissen. Die heimische Hornisse (Vespa crabro) ist als besonders geschützte Art nach BArtSchV Anlg.1 in Verbindung mit dem § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) eingestuft

…..Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Referat D/2 – Arten- und Biotopschutz im Zentrum für Biodokumentation , Am Bergwerk Reden 11 , 66578 Schiffweiler, Mail: info.biodoku@umwelt.saarland.de “ Zitatende

Selbst wenn man sich ganz sicher ist, dass man die ‘Nigrithorax’ gesehen hat, ist Meldung und Anweisungsbefolgung das geforderte Vorgehen. Es dürfen auf keinen Fall unsere heimische Hornisse Vespa crabro oder die heimische ‘kleine Hornisse’ Dolichovespula media geschädigt werden. Gerade die Nester der Dolichovespula media sind in ihrer Freibauweise in Sträuchern und Bäumen denen der ‘Nigrithorax’ ähnlich und die ‚Nigrithorax‘ besiedelt auch Räume wie Spalten und Höhlungen, die normalerweise die ‚Crabro‘ besetzt.

Ich habe im Oktober an einem ganztägigen Seminar an der Naturschutzakademie Hessen zum Thema ‘Asiatische Hornisse’ teilgenommen. Ich kann die Inhalte hier leider nicht alle wiedergeben, Fazit war aber:
– Nester können im Winter gesucht und gefunden werden.
– Im Frühjahr kann dann an den Fundorten auf Neuansiedelungen geachtet werden.
– Beseitigung und Bekämpfung soll nur durch geschultes Fachpersonal erfolgen.
– Die heimische Fauna darf nichtgeschädigt werden.
– Szenarien der Bienenvölkervernichtung wie in Südfrankreich und in Spanien sind in Deutschland bisher nicht beobachtet worden.

Ich habe mit dem renommierten Wespenforscher Peter Tauchert für den 27. Februar 2020 ein ganztägiges Weiterbildungsseminar für unsere BSV geplant. Die Veranstaltung soll unter den Covid-Hygienevorgaben an der Universität des Saarlandes stattfinden. Die Ausschreibung erfolgt Anfang Januar. So spät, weil ich die Covidvorgaben noch abwarten muss. Thema des Seminars soll eine allgemeine Schulung über Wespen mit Ansprache der Hornissen sein. In theoretischem und praktischem Teil. Ich freue mich auf den Besuch von Herrn Tauchert.

Unter das Stichwort Covidregelungen fallen auch die hervorragenden online Schulungsangebote, die uns das Bieneninstitut Mayen dieses Jahr zur Einfütterung und zur Varroabehandlung präsentiert hat. Diese sollen nächstes Jahr weitergeführt und erweitert werden.

Für die, die neu bei den Bienen sind: Der online Newsletter des Bieneninstitutes ist sehr hilfreich und kann unter https://www.bienenkunde.rlp.de/ kostenfrei abonniert werden. Wenn dann die Varroabehandlung wieder dran ist, kann die Varroawetterseite des Institutes hilfreich sein und bei Spezialfragen kann man sich entweder an mich wenden oder die Hilfe der Mayener Experten in Anspruch nehmen.

Bis die Bienen wieder in die Produktionsphase gehen wünsche ich allen eine gute Zeit, Zuversicht und Gesundheit, kommt gut in das Jahr 2021 hinein, möge es einen freundlichen Verlauf haben,

Dr. Susanne Meuser, Bienengesundheit

Invasive Wirbellose – Asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax, BfN

 

BfN Skripten 438, Seite 66, https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript438.pdf